Ich habe ihn wohl gesehen, den Moment des Entsetzens in deinem Blick, als unsere Blicke sich kreuzten. Ich habe es Dir zugemurmelt. Keine Angst, ich werde ihn respektieren, diesen Moment, ich bin ein zärtlicher Mann. Oder soll ich nicht? Sag es schnell. Sag es schnell, ach bitte, sag es schnell.
Ich könnte es nicht ertragen, Dich sagen zu hören.“Bitte belästigen Sie mich nicht.“ Ich kann nicht mehr lange so tun als ob ich mich für diese Metallteile hier interessiere. Ich müßte längst gefunden haben, was ich suche, oder wissen, dass es nicht da ist. Du mußt das auch wissen.
Ich würde wohl nicht wollen, dass mein Moment des Entsetzens respektiert wird. Ich weiß, dass das bei euch Frauen anders ist.
Was soll ich sagen? „unten lecken 15 Euro, Arsch versohlen 20“?

Was bedeutet es das Entsetzen?
Ist es das Entsetzen einer Fallschirmspringerin, wenn plötzlich der Moment zum Absprung gekommen ist?
Das „aber so einer doch nicht!“-Entsetzen?
Ist es das Entsetzen beim Gedanken, was ich mit Dir machen könnte, so wie ich aussehe? Deine Freunde vertreiben, Dich entwerten, wie eine abgestempelte Briefmarke, alles über Dich rumerzählen, mit Gewalt unter mir plattdrücken, deine Kinder anpöbeln, Deinen Mann aus dem Haus prügeln, Deine Familie zum Fall für das Jugendamt machen, dass Dir die Kinder weggenommen werden, Dich versklaven, prügeln anketten und zum Schluß auf Arschloch oder Fotze reduziert wahlweise zum Ficken gegen ein paar Scheine feilbieten? Schläge und Verachtung bis zum Lebensende?

Entsetzen ist immer bodenlos, nicht wahr? Aber, was es auch ist, es zeigt mir, dass Du es wert bist, geliebt zu werden.

Du hast Dich unlogisch verhalten: Du wolltest erst an mein Regal, bist dann aber nicht. Du wolltest nicht so nah an mich ran. Als ich unter dem Vorwand mich für anderes zu interessieren drei Regale weiter gegangen bin, um Dir Platz zu machen, hättest Du gekonnt. Du bist aber nicht an das Regal gegangen. Ich glaube, Du hast Dich für mich interessiert. Was bist Du? Eine Frau, die einen Mann sucht? Du hast Dir den richtigen Platz ausgesucht. Wo findet man wohl Männer, wenn nicht im Baumarkt. Oder bist Du eine Psychologin, die testen soll, ob ich noch ungefährlich bin? Eine Frau, die mich von früher kennt, und die gerne aus Neugier erspähen möchte, was wohl aus mir geworden ist? Eine Frau, die mir geschickt wurde, um eventuell den Dienst zu tun? Oder tatsächlich nur eine Frau, die was handwerkliches machen möchte, und keine klaren Vorstellungen hat, was sie dazu benötigt? Die biedere Bürgersfrau mit dem „selbst ist die Frau-Touch?“ Da kommt ein Mann, Dein Mann? Ich dränge ihn etwas ab unter einem Vorwand um den eventuell von mir angerichteten Schaden auszugleichen. Nein, er geht vorbei. Ich habe ihn schon mal gesehen. Zwei drei mal in solchen Situationen. Jedenfalls habe ich das Gefühl. Ein Kuppler? Du hast ihn nicht akkreditiert, ich muß ihn ignorieren.

Was auch immer Du bist, ich habe dich belauert im Baumarkt-Dschungel. Ich bin einen Bogen gefahren, um aus unerwarteter Richtung zu sehen, ob Du noch stehen bleibst, wenn ich weggehe. Ich bin noch einen größeren Bogen gefahren. Was auch immer Dich zu dem Regal getrieben hat: Vielleicht wolltest Du ja wirklich nur Nägel kaufen. Ich glaube, das Geschehen hat Dich fasziniert. Gebannt. Mich auch. Aber wie lange kann man als kleines Tier im Dschungel auf der Lichtung bleiben? Gib Deinen Kindern einen Kuss, wenn Du welche hast, beuge Dich vor deinem Mann, wenn Du einen hast. ---Ich muß jetzt gehen.
Wenn Du nichts hast, tut es mir leid. Ich darf hier nicht bleiben.

Ob mir die Urheberrechte hieran alleine gehören? Ich bin nicht ganz sicher. Habe ich überhaupt das Recht zur Veröffentlichung? Ja, oder nein?